Rezension
SELK.Info Nr. 370, November 2011
Als Philipp Melanchthon 1530 im »Augsburger Bekenntnis« die zentralen  Punkte der evangelisch-lutherischen Lehre unter dem Begriff des  Bekenntnisses zusammenfasste, führte dies zur Formulierung einer Reihe  von Bekenntnisschriften innerhalb der reformatorischen Kirchen. In dem  Versuch, die Kontroversen um die Interpretation des »Augsburger  Bekenntnisses« zu beenden und die zerstrittenen Kirchen zu einen,  entstand 1577 die »Konkordienformel«, die als Zusammenfassung  wesentlicher Glaubensgrundsätze Teil des Kanons der meisten lutherischen  Kirchen wurde und – obwohl in theologischen Kreisen nicht selten  marginalisiert – noch heute von zentraler Bedeutung ist.
Dr. Robert Kolb, emeritierter Professor für Systematische Theologie und  Direktor des »Institute for Mission Studies« am Concordia-Seminar der  Lutherischen Kirche–Missouri Synode in St. Louis (USA), einer  Schwesterkirche der deutschen Selbständigen Evangelisch-Lutherischen  Kirche (SELK), sowie Gastdozent an der Lutherischen Theologischen  Hochschule (LThH) Oberursel der SELK, hat jetzt eine Einführung in den  Forschungsstand zur Entstehungsgeschichte der Konkordienformel und deren  Auswirkungen auf das Selbstverständnis und die Lehre der  evangelisch-lutherischen Kirche vorgelegt. 
»Kolb kann als heute wohl bester Kenner der lutherischen  Theologiegeschichte des konfessionellen Zeitalters in der  englischsprachigen Welt gelten«, schreibt Prof. Dr. Thomas Kaufmann,  Lehrstuhlinhaber für Kirchengeschichte an der Georg-August-Universität  Göttingen, »zur Einführung« in das Buch: »Er versteht die theologischen  Debatten des Luthertums gerade nicht als Elemente einer gesellschafts-  und kulturgeschichtlichen Formulierungsproblematik, sondern genau als  das, was sie im Sinne ihrer Protagonisten zu sein beanspruchen, nämlich  als Streit um eine theologische Wahrheit, der nachzudenken auch heute  für lutherische Theologen als unveräußerliche Pflicht und reicher  intellektueller Gewinn zu gelten hat.« Für Kolb sei das »›Bekenntnis‹ …  der organisierende Mittelpunkt des Luthertums«, die Neuerscheinung  spiegele »die jahrzehntelange Forschungsarbeit eines renommierten  Kollegen«, der »die lutherische Theologie der Konkordienformel in sehr  profilierter Manier« erschließe.
Das Buch (»Die Konkordienformel. Eine Einführung in ihre Geschichte und  Theologie«) ist als Band 8 der von Prof. Dr. Werner Klän im Auftrag der  LThH herausgegebenen Reihe der Ergänzungsbände zu den »Oberurseler  Heften« erschienen. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen hat Marianne  Mühlenberg (Göttingen) besorgt, für die sprachliche Durchsicht zeichnet  der Reihenherausgeber verantwortlich. Das 208 Seiten starke Buch  (Ausstattung: Hardcover), das im Göttinger Verlag Edition Ruprecht  erschienen ist, mit dem sowohl die Oberurseler Hochschule als auch die  SELK Kooperationsvereinbarungen getroffen haben, kostet 29,90 Euro.

 








