Rezension
selk_news 19.10.2011
Als Philipp Melanchthon 1530 im »Augsburger Bekenntnis« die zentralen Punkte der evangelisch-lutherischen Lehre unter dem Begriff des Bekenntnisses zusammenfasste, führte dies zur Formulierung einer Reihe von Bekenntnisschriften innerhalb der reformatorischen Kirchen. In dem Versuch, die Kontroversen um die Interpretation des »Augsburger Bekenntnisses« zu beenden und die zerstrittenen Kirchen zu einen, entstand 1577 die »Konkordienformel«, die als Zusammenfassung wesentlicher Glaubensgrundsätze Teil des Kanons der meisten lutherischen Kirchen wurde und – obwohl in theologischen Kreisen nicht selten marginalisiert – noch heute von zentraler Bedeutung ist.
Dr. Robert Kolb, emeritierter Professor für Systematische Theologie und Direktor des »Institute for Mission Studies« am Concordia-Seminar der Lutherischen Kirche–Missouri Synode in St. Louis (USA), einer Schwesterkirche der deutschen Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), sowie Gastdozent an der Lutherischen Theologischen Hochschule (LThH) Oberursel der SELK, hat jetzt eine Einführung in den Forschungsstand zur Entstehungsgeschichte der Konkordienformel und deren Auswirkungen auf das Selbstverständnis und die Lehre der evangelisch-lutherischen Kirche vorgelegt.
»Kolb kann als heute wohl bester Kenner der lutherischen Theologiegeschichte des konfessionellen Zeitalters in der englischsprachigen Welt gelten«, schreibt Prof. Dr. Thomas Kaufmann, Lehrstuhlinhaber für Kirchengeschichte an der Georg-August-Universität Göttingen, »zur Einführung« in das Buch: »Er versteht die theologischen Debatten des Luthertums gerade nicht als Elemente einer gesellschafts- und kulturgeschichtlichen Formulierungsproblematik, sondern genau als das, was sie im Sinne ihrer Protagonisten zu sein beanspruchen, nämlich als Streit um eine theologische Wahrheit, der nachzudenken auch heute für lutherische Theologen als unveräußerliche Pflicht und reicher intellektueller Gewinn zu gelten hat.« Für Kolb sei das »›Bekenntnis‹ … der organisierende Mittelpunkt des Luthertums«, die Neuerscheinung spiegele »die jahrzehntelange Forschungsarbeit eines renommierten Kollegen«, der »die lutherische Theologie der Konkordienformel in sehr profilierter Manier« erschließe.
Das Buch (»Die Konkordienformel. Eine Einführung in ihre Geschichte und Theologie«) ist als Band 8 der von Prof. Dr. Werner Klän im Auftrag der LThH herausgegebenen Reihe der Ergänzungsbände zu den »Oberurseler Heften« erschienen. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen hat Marianne Mühlenberg (Göttingen) besorgt, für die sprachliche Durchsicht zeichnet der Reihenherausgeber verantwortlich. Das 208 Seiten starke Buch (Ausstattung: Hardcover), das im Göttinger Verlag Edition Ruprecht erschienen ist, mit dem sowohl die Oberurseler Hochschule als auch die SELK Kooperationsvereinbarungen getroffen haben, kostet 29,90 Euro.