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Rezension

Lutherische Kirche 02/2015

Wir leben in Zeiten, da Geschichten wichtig werden, um die Gegenwart, das eigene Leben, den Ort in der Welt, sei es einer Gemeinschaft, sei es einzelner Menschen zu deuten. Es spricht für das Gespür der Herausgeber, dass sie mit der Neuen Folge der Reihe Altes und Neues aus der lutherischen Kirche einem offenkundigen Bedürfnis nach erzählter Geschichte dienen wollen. Die Anknüpfung an die 17 Bände der Alten Folge, die von 1891 bis 1934 im Erzählen Kirchengeschichte erinnern und vergegenwärtigen sollte, ist mit Bedacht geschehen.
Zwei unterschiedliche, aber in ihrer Eigenart gleich stark berührende Erzählungen vereint dieses Buch. Sie spiegeln sehr persönliche Erlebnisse und Erfahrungen, zugleich aber den größeren Gang der Dinge in Kirche und Welt. Otto Schmeckenbecher, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Freikirche, schildert, ungewiss, ob er sie je wiedersehen wird, seinen Kindern seinen Lebensweg und das Geschick seiner Familie kurz nach Kriegsende 1945. Ein bewegtes Leben führte ihn von Hessen in die USA, zurück nach Deutschland und in Pfarrämter zu Allendorf/Ulm, Insterburg und Dresden. Dort erlebten sie die Zerstörung der Stadt. Die Fluchtgeschichte von Frau und Kindern spiegelt sich in dem beigegebenen Reisebericht der Ehefrau Ida. Ergänzend treten dazu Prolog und Epilog von Maria Kühn, die dem Leser die Einordnung des Geschilderten erleichtern.
Ulrich Kabitz stellt Fragen an seinen Vater, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Preußen, indem er Erinnerungen an seinen Lebensweg verknüpft mit der Geschichte der Familie an den verschiedenen Orten der Tätigkeit des Vaters. Die nicht einfachen Verhältnisse im häuslichen Zusammenleben, die Wechselwirkungen zwischen Kirche und Zeitgenossenschaft, besonders in den dreißiger und vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts werden mit späten, einfühlsamen Fragen des jüngsten Sohnes bedacht. Er selbst schließt sich nicht aus, wenn misslungene Verständigung zu beklagen ist.
Das äußerst lesenswerte Bändchen ist in der Edition Ruprecht, dem Kooperationsverlag der SELK, erschienen, verfügt über eine hervorragende, leserfreundliche Ausstattung – vom Einband über ein Einlegeband und erläuternden Fußnoten, die zum Verständnis der Zusammenhänge beitragen, dazu Angaben von weiterführender Literatur bis hin zu einem Orts- und Personenregister. Auch die bibliografischen Nachweise der früheren Bände finden sich (Seite 112 bis 113).   
Werner Klän

Rezensierter Titel:

Umschlagbild: Lebenswege verstehen

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AT: 18,50 €

Lebenswege verstehen

»Meine lieben Kinder« und »Fragen an meinen Vater«
Schmeckenbecher, Otto/Kabitz, Ulrich/Heyn, Gottfried/Schätzel, Michael

Als eBook erhältlich bei:

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