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Rezension

Für Arbeit und Besinnung. Zeitschrift für die Evangelische Landeskirche in Württemberg, Heft 1 vom 01.01.2014

Wer schon eine Vorstellung von den gegenwärtigen südafrikanischen lutherischen Mainstream-Kirchen hat (wie zum Beispiel die ELCSA oder ELCSA-NT: Evangelical Lutheran Church in Southern Africa und in Natal/Transvaal) und nun – angeregt durch den Titel des Buches – erwartet, von der Aufarbeitung der Apartheid eben dieser Kirchen zu lesen, wird überrascht sein. Sieben der neun Artikel des Sammelbandes beschäftigen sich vorrangig mit der gemeinsamen Missions- und Kirchengeschichte der Freien Evangelisch-Lutherischen Synode in Südafrika (FELSISA), der Lutheran Church in Southern Africa (LCSA) und der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Deutschland. Alle drei Kirchen haben ihre gemeinsame historische Wurzel in der Bleckmarer Mission, dem Missionswerk der Hannoverschen Evangelisch-Lutherischen Freikirchen. Und so ist dieses Buch entstanden aus einem Symposium im Jahr 2011 der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel, deren Trägerin die SELK ist. Die Autoren sind größtenteils Pfarrer (teilweise aus den Kirchenleitungen) der genannten Kirchen, von denen manche an ihren theologischen Seminaren/Hochschulen lehr(t)en.
Aus historischer, systematisch-theologischer und missionswissenschaftlicher Perspektive wird auf die gemeinsame Geschichte dieser Kirchen geblickt. Der Sammelband zeigt die grundlegende Problematik auf, »dass es zwei lutherische Bekenntniskirchen in Südafrika gibt, die für eine lange Zeit die Trennung von Europäern (Weiße) und Afrikanern (Schwarze) verkörperten« (S.123). Es wird Einblick gegeben, wie koloniales Gedankengut den Weg für die Apartheid ebnete, welchen Einfluss die Apartheid auf das kirchliche Leben der FELSISA und LCSA hatte und wie sich die SELK in der BRD mit der Apartheid auseinandersetzte. Es ist bemerkenswert, wie hier eigenes Versagen und Schuld gegenüber dem Unrecht der Apartheid in SELK und FELSISA benannt wird. Hervorzuheben ist auch, dass der Blick der meisten Beiträge nicht bei der Vergangenheitsbewältigung stehen bleibt, sondern trotz und mit dem Erbe der Apartheid in eine mögliche gemeinsame, rassen-und kirchenübergreifende Zukunft schaut.
Wer sich allerdings in der komplexen Geschichte der lutherischen Kirchen Südafrikas nicht auskennt, mag von der engen Fokussierung auf die FELSISA, LCSA und SELK verwirrt sein. Leider ist auch die historische Einführung im Geleitwort nur knapp gehalten. In nur zwei Artikeln wird der Horizont über die Tochterkirchen der Bleckmarer ELCSA-NT geweitet, so dass die Zusammenhänge zwischen beispielsweise der Hermannsburger Mission, der Gründung von nach Hautfarben getrennter Kirchen und den gegenwärtigen großen lutherischen Kirchen Südafrikas deutlicher werden.
Wer sich jedoch auf diese spezielle Richtung der Tochterkirchen der Bleckmarer Mission einlässt, wird daraus zu einem vertieften Wissen über die Missionsgeschichte und ihre Zusammenhänge zur Apartheid und ihrer Aufarbeitung nicht nur für die FELSISA, LCSA und SELK, sondern auch für den weiteren Kontext der lutherischen Kirchen Südafrikas gelangen.
Die Artikel sind in deutscher und englischer Sprache mit einer kurzen Zusammenfassung in der jeweils anderen Sprache geschrieben. Gute Englischkenntnisse sind in jedem Fall hilfreich. Das Buch beinhaltet ein ausführliches Literaturverzeichnis zum Themenfeld Kirchen – Mission – Apartheid – Versöhnung in Südafrika. Hilfreich sind außerdem Stichwortregister und Abkürzungsverzeichnis.
Annegret Künstel

Rezensierter Titel:

Umschlagbild: Mission und Apartheid

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Mission und Apartheid

Ein unentrinnbares Erbe und seine Aufarbeitung durch lutherische Kirchen im südlichen Afrika
Klän, Werner/Silva, Gilberto da/Jeannerat, Caroline/Mattson, Daniel L./Ntsimane, Radikobo/Reinstorf, Dieter/Schnackenberg, Dieter/Schütte, Dieter/Stolle, Volker/Tswaedi, David/Voigt, Hans-Jörg/Weber jun., Wilhelm

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