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Rezension

unterwegs 18/2007

Bei Edition Ruprecht ist kürzlich ein wertvolles Buch erschienen: Charles Wesley, Die Predigten, eine Auswahl in deutscher Sprache, übersetzt und hrsg. von Martin E. Brose. Im Geleitwort, verfasst von Dr. Walter Klaiber, wird dem Leser gesagt – und das lässt aufmerken –, dass es nicht wenige Kenner der Kirchgeschichte gibt, die »Charles Wesley einen wesentlich größeren Einfluss auf die neuere Frömmigkeitsgeschichte zubilligen als seinem viel berühmteren Bruder John.« Dabei ist in erster Linie natürlich an das reiche poetische Schaffen von Charles Wesley zu denken und an die Frömmigkeit prägende Wirkung seiner Lieder.

Charles Wesley aber war in erster Linie Verkünder des Evangeliums. Viele seiner Predigten und Schriften sind nicht erhalten geblieben. Sieben Predigten wurden von Martin E. Brose aus der vor Kurzem in Großbritannien erschienenen kritischen Gesamtausgabe der Predigten von Charles Wesley ausgewählt, ins Deutsche übersetzt und in diesem Band vereinigt.

Beim Lesen fällt einem zuerst auf, wie reich mit Bibelworten gesättigt die Predigtsprache Charles Wesleys ist, – was hat diese Mann doch für ein Bibelwissen gehabt und wie treffend wusste er es anzuwenden. Ganz direkt und evangelisch spricht er seine Zuhörer an und fordert genaues Hinhören und drängt auf klare Entscheidungen.

Das durchgängige Thema seiner Predigten ist der Weg, den der Nachfolger Christi geht, in der Buße begonnen, sich im Kampf mit der Sünde bewährend, in der Heiligung wachsend. Ich wurde an das – für die Frömmigkeitsgeschichte Englands und weit über dessen Grenzen hinaus – wichtige und prägende Buch »The Pilgrims Progress« von John Bunyan erinnert.

Das neue Buch wird zuerst all jene interessieren, die sich mit dem Entstehen der methodistischen Bewegung im England des 18. Jahrhundert befassen. Ich glaube aber auch, die in ein flüssiges und sehr verständliches Deutsch übersetzten Predigten eignen sich als Lesepredigten oder als Gesprächsgrundlage in Hauskreisen. Wem sie zu lang sind, kann den einen oder anderen Abschnitt kürzen. Sie sind emotional und das ist positiv gemeint, was man von den im Vergleich doch recht trockenen Lehrpredigten John Wesleys nicht sagen kann. Ihre größte und aktuelle Bedeutung könnten diese Predigten aber meiner Meinung nach haben, wenn wir sie als geistliche Literatur zur Förderung unserer Frömmigkeit lesen. Da stehen sie für mich älteren, bekannten Werken des Thomas à Kampis oder des Franz von Sales und anderer in einer Reihe.

Unsere heutige Predigtpraxis mag anders sein. Wir legen neben der Auslegung eines biblischen Textes viel Wert auf ein Abholen unserer Zuhörer aus ihrem Alltag. Das ist auch gut so. Eine so biblisch geprägte Predigtsprache aber haben wir nicht mehr und das kann nachdenklich machen. – Ob wir die Bibel im Ganzen gar nicht mehr so gut kennen?

Dieter Straka

Rezensierter Titel:

Umschlagbild: Die Predigten (herausgegeben von Martin E. Brose)

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Die Predigten (herausgegeben von Martin E. Brose)

Deutsche Auswahlausgabe
Wesley, Charles/Brose, Martin E.

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