Warenkorb:
leer

Rezension

IANUS Nr. 32/2011

Auch wenn es immer noch Philologen geben mag, die gerade noch die »silberne« Latinität eines Tacitus und Plinius akzeptieren und über alles Spätere die Nase rümpfen, die lateinische Sprache hat in der Geistesgeschichte eine weitaus umfassendere Rolle, wie auch die jüngst erfolgte Gründung des Instituts für Neulatein an der Universität Innsbruck belegt.
So ist auch diese neue Publikation sehr zu begrüßen: der eine ihrer beiden Autoren ist, der andere war als Professor an der Theologischen Hochschule Reutlingen, einer Einrichtung der evangelisch-methodistischen Kirche, tätig. Den Hauptteil des Buches (von p.12–198) bildet klarerweise das Wörterverzeichnis, aber gerade Studentinnen und Studenten, deren lateinische Sprachkompetenz auf den vielleicht doch eher schwachen Füßen eines Crashkurses steht, werden sich auch über die dreißig Seiten Flexionstabellen im Anhang freuen (keine Syntax, ausschließlich Formenlehre). Und im (lateinisch-deutschen) Wörterverzeichnis werden auch nicht nur einzelne Wörter angeführt, sondern auch geläufige Phrasen wie das augustinische »non posse non peccare« (p.123) oder Sätze wie »etsi deus (non) daretur« (p.69). Auch die biblische Herkunft der liturgischen Sonntagsnamen wird angeführt, z.B. »Cantate“ nach Psalm 98,1.
Echte Fehler habe ich, abgesehen von »sub conditione Iacobaea« (p.176) keine gefunden (bei conditione ist Widerstand zwecklos, aber Iacobaea muss richtig Iacobea heißen), jedoch sind insgesamt zwei Dinge anzumerken: auch wenn die ganze Palette sowohl scholastischer als auch reformatorischer Termini Aufnahme fand (von der perseïtas [p.137] bis zu incurvatus in se ipsum [p.93]), merkt man an einzelnen Stellen dem Buch dann doch seine nicht-katholische Herkunft an: es fehlen die Einträge gentiles und transsubstantiatio, und zu papa (p.133) wird »Papa, Vater« als Übersetzung geboten, nicht jedoch »Papst«. Zweitens wäre es im Interesse einer richtigen Betonung sinnvoll, nicht nur »in wenigen Fällen« (p.8) Akzente zu setzen wie bei implícite oder libído, sondern generell bei Infinitiven z.B. Längenstriche zu setzen wie bei complere (p.43); auf p.36 z.B. finden sich hingegen capere und carere, nackt und bloß. Und: Wenn bei melodia die Gefahr einer falschen Aussprache gesehen wird und daher melodia geschrieben wird (p.114), wieso fehlt dann der Hinweis z.B. bei der ständig verhunzten theologia crucis? Trotz dieser Einwände (und trotz des mittlerweile erweiterten Autorenkanons des Stowasser) ist das Buch jedoch für alle im Bereich der Philosophie und der Theologie Tätigen eine sicherlich erwägenswerte Anschaffung.
Roland Kadan

Rezensierter Titel:

Umschlagbild: Lateinisches Wörterbuch für Philosophie und Theologie

DE: 14,99 €
AT: 15,41 €

Lateinisches Wörterbuch für Philosophie und Theologie

Marquardt, Manfred/Voigt, Christof

Als eBook erhältlich bei:

  • Logo Ciando
  • Logo ebook.de
  • e-Book-Logo