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Rezension

unterwegs Nr. 18 vom 28. August 2011

Er gehört zu den progressiven Methodisten und machte als Generalsekretär des Ökumenischen Rates Furore. Am 16. August feierte Philip Potter seinen 90. Geburtstag.
Philip Potter gehört in die Reihe progressiver Methodisten. Bevor er als Generalsekretär des Ökumenischen Rates (ÖRK) von Genf aus Furore machte, trugen andere vor ihm schon ein hohes Maß an Mitverantwortung für den Weg der Gemeinschaft der Kirchen. Der amerikanische Bischof Gerald Oxnam (1891–1963) gehörte von 1948–1954 dem Präsidium des ÖRK an. Der erste Laie unter den Präsidenten des Kirchenbundes war der New Yorker Rechtsanwalt Charles C. Parlin (1898–1981), der auch in der Vereinigung von Evangelischer Gemeinschaft und Methodistenkirche höchst aktiv war. Er gehörte dem Präsidium von 1961 bis 1968 an.
Mit Philip Potter wurde am 16. August 1972 ein selbstbewusster, kluger, sensibler, zugleich dialogbereiter und durchsetzungsfähiger Theologe, der nicht aus den traditionellen Kirchen der westlichen Welt kam, zum Generalsekretär gewählt. Nach ihm kamen zwei weitere Generalsekretäre aus methodistischen Kirchen: Emilio Castro (*1927) aus Uruguay und Samuel Kobia (*1947) aus Kenia.
Potter markierte von Anfang an seine Position klar. »Ich bin kein schwarzer Europäer, und ich hoffe nicht, dass das von mir erwartet wird.« Der Blick auf die Welt und auf die Kirchen sah aus der westindischen Perspektive anders aus als von New York, Genf oder Berlin her.
Philip Potter wurde am 19. August 1921 auf der Karibikinsel Dominica geboren. Sein Vater war ein akademisch gebildeter Katholik, seine Mutter gehörte der verschwindend kleinen methodistischen Kirche an. Damit prägten von Anfang an zwei konfessionelle Traditionen seine Kindheit. Philip studierte Jura. In der methodistischen Gemeinde wirkte er als Sonntagsschullehrer und Jugendleiter. Das war zu jener Zeit der typische Einstieg ins methodistische Predigtamt. Mit 18 Jahren bekam er die Aufgabe eines Laienpredigers übertragen. Die Kirche erkannte sein Charisma als Prediger und berief ihn zur Teilnahme an der Mission in den hauptamtlichen Dienst. Nach der Bewährung im Praktikum sandte ihn die Konferenz nach Kingston/Jamaika zum Studium. Zu seinen charakteristischen Merkmalen gehörten seine exegetisch gründlichen Bibelarbeiten und seine klaren theologischen Aussagen in überzeugenden Predigten.
Dem reich begabten Philip wurden schon bald Aufgaben im Christlichen Studentenweltbund übertragen, deren deutsche Abteilung die Christliche Studenten Vereinigung war. 1949 wurde Potter der Präsident dieses Weltbunds. Als 37-Jähriger übernahm er das Jugendreferat im Genfer Zentrum des Ökumenischen Rates. Seine weltweiten Beziehungen hatten den Blick auf die Probleme der sogenannten »Dritten Welt« noch verschärft. Über seine Heimat schrieb er: »Man kann vom karibischen Raum nicht sprechen, ohne von der menschlichen Tragödie unseres Volkes tief bewegt zu sein. Wir sind entwurzelt, chronisch arm, ständig in der Versuchung, andere Menschen nachzuahmen … Nirgendwo anders habe ich das Drama der Menschheit so offen und so hoffnungsvoll liegen sehen.«
Wer diese Sätze liest, versteht die Sehnsucht und die im Glauben begründete Hoffnung, durch die Potter in der Ökumene innerlich zum Handeln gezwungen wurde. 1967 bis 1972 war er Direktor der Genfer Abteilung für Weltmission und Evangelisation. Von 1972 bis 1984 übte er als Generalsekretär das Amt des ÖRK aus.
Sein Glaube war – typisch methodistisch – handlungsorientiert und zielte immer auf den gestalteten Glauben in der Nachfolge Christi. Zu seiner Zeit wurde das Lima-Dokument erarbeitet, in dem die gesamte Kirche Christi eine weltweite Einheits-Diskussion auf einer vorher nie da gewesenen breiten Basis führte, um über die grundlegenden Fragen von Taufe, Eucharistie und Amt Wege der Verständigung zu suchen.
Karl Heinz Voigt

Rezensierter Titel:

Umschlagbild: »… damit Du das Leben wählst«

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»… damit Du das Leben wählst«

Texte und Reden eines Gestalters der ökumenischen Vision
Potter, Philip Alford/Fröchtling, Andrea/Hinz, Rudolf/Löffler, Paul/Wartenberg-Potter, Bärbel/Wietzke, Joachim/Hempel, Johannes/Käßmann, Margot/Sjollema, Baldwin/Webb, Pauline/Wenner, Rosemarie

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