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Rezension

Korrespondenzblatt Nr. 12 Dezember 2022

Simson ist mir als eine sagenhafte, tragische Gestalt schwach im Gedächtnis, andere erinnern sich an eine grausliche Geschichte, die am Ende noch Selbstmordattentäter inspiriert – wie das ganze Richterbuch keiner Predigt würdig laut Perikopenordnung (von der einen Ausnahme für den Tag des Apostels Thomas abgesehen, Gideons »Versuchung« Gottes) – ein Beispiel par excellence dafür, das Alte Testament wirklich alt und vorbei sein zu lassen?
Meik Gerhards, schon länger mit dem Projekt einer »vormodernen« Auslegung der Heiligen Schrift unterwegs an der Humboldt-Universität in Berlin und als Sprachlehrer dem Dogmatikprofessor Slenczka dort tapfer widersprechend, wagt es: Eine Auslegung von Richter 13–16, die einerseits völlig unängstlich und genau synchron und diachron historisch-kritisch arbeitet und andererseits aus dem so erhobenen Textsinn eine Perspektive entwickelt als deren Fluchtpunkt Jesus Christus plausibel gemacht wird. Zuvor wird ausführlich Hermeneutik getrieben, unter besonderer Berücksichtigung des Alten Testamentes. Die komplette Auslegung von Richter 13–16 bildet dann die Probe aufs Exempel. Ein rasantes Unterfangen, sprachlich eher behäbig, jedenfalls sehr verständlich geschrieben, nüchtern und bieder daherkommend. Leider weder die biblischen Theologien eines B. S. Childs oder F. Mildenbergers aufgreifend, aber mit einer feinen und genauen allegorischen (typologischen) Schriftauslegung der Simsonlegende, von der wunderbar angekündigten Geburt bis hin zum Tod, der keine Niederlage darstellt, sondern den entscheidenden Sieg bringt, eine Schriftauslegung, die herausfordert, das probehalber in Bibelgesprächen oder einer Predigtreihe nachzuvollziehen. Durchaus lohnend, das größte Manko empfand ich nicht in der fehlenden Aufnahme und Auseinandersetzung mit postmodernen Denkansätzen, sondern im Verzicht auf die Bilder des mehrfach ausführlich genannten Klosterneuburger Altars. Nur auf dem Titel ist Simson zu bewundern, der flott die Stadttore von Gaza wegträgt – ein  Typos des Sieges Jesu Christi über die Pforten des Todes.
Bianca Schnupp

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Simson als Bild Christi

Zum christlichen Verstehen des Alten Testaments am Beispiel einer Heldengeschichte (Jdc 13–16)
Gerhards, Meik

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